Neue Sprecherin des Nachhaltigkeitsforums Hamburg: Caroline Bartels von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW)
Caroline Bartels studierte Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt am Main und International Business in Amsterdam. Im Master legte sie ihren Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsstrategien.
Die gebürtige Hamburgerin arbeitet seit 2019 bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Die drei Arbeitsschwerpunkte der SDW sind: Klassischer Naturschutz, Umweltbildung und Nachhaltigkeitsprojekte (darunter International Sustainability Academy, SDG Digital und RENN.nord).
Caroline ist insbesondere für die Regionale Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien in Norddeutschland - kurz RENN.nord - zuständig. Kernaufgaben der RENN sind die Vernetzung von Nachhaltigkeitsakteuren, die Bündelung von Erfahrungen und Ergebnissen und deren Aufbereitung für Nachhaltigkeitsaktivitäten und -strategien. Außerdem vermitteln sie Wissen durch verschiedene Formate wie Workshops, Kampagnen und Leitfäden.
Caroline, für welche SDGs setzt du dich mit deiner Organisation hautpsächlich ein und wie kannst du das in die Arbeit des NFH und nun als Sprecherin Einbringen?
In der klassischen Naturschutzarbeit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald steht SDG 15 im Vordergrund. Daraus ergibt sich mein Fokus im NFH auf die Planetaren Grenzen, das heißt die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde, die in einem nachhaltigen System nicht überschritten werden dürften.
Bei diversen Projekten der SDW ist die Agenda 2030 die Arbeitsgrundlage. Somit stehen alle SDG, die Zusammenhänge und Zielkonflikte zwischen ihnen und die Reflexion des eigenen Handels im Vordergrund der Arbeit. Dadurch habe ich einen Blick für die vielen Stränge, die in der Transformation zusammenlaufen (sollten).
Wie bewertest du den Umsetzungsstand der sdgs in Hamburg?
Hamburg sollte in meinen Augen als Großstadt, Industrie- und Handelsstandort viel mehr Mut zeigen, Vorreiterin zu sein. Dieser Mut fehlt in meinen Augen oft in der gesamten Bundesrepublik, Hamburg sehe ich also nicht allein dastehen.
Worin siehst du die größten Hebelpunkte Und Potentiale für nachhaltige Entwicklung in Hamburg?
Das gilt für alle Städte: Die größten Hebel liegen meines Erachtens in der Dekarbonisierung, im zirkulären Wirtschaften und Bauen, in der Umlenkung von Investitionsströmen (dazu zählen neben den Großinvestor*innen und Multikonzernen auch unsere privaten Versicherungen, Rentenverträge usw.), in einer Mobilitätswende, sozialer Gerechtigkeit und nicht zuletzt im Wandel der Kultur (Life Styles, Ernährung, Minimalismus,..).
Potential hat die Stadt im Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), in dem sie durch Mitarbeit vieler engagierter Menschen ein Aktionsplan auf den Weg gebracht hat. Dafür hat Hamburg sogar international Anerkennung erhalten.
Was sind aus deiner Sicht die notwendigen nächsten Schritte für die Umsetzung der SDGs in Hamburg?
Die sehe ich persönlich in einer deutlichen Aufstockung der personellen und finanziellen Ressourcen im öffentlichen Sektor, damit dieser der vom Senat und der Gesellschaft erwarteten Anstrengungen überhaupt gerecht werden kann. Zudem braucht die Stadt eine gemeinsame Vision und Strategie. Und es braucht Mut und neue Narrative weg von Verzicht-und Verbotsbildern hin zu positiven Bildern einer lebenswerten Zukunft.
Was ist deine persönliche Version für Hamburg im Jahr 2030?
Hamburgs Akteure ziehen an einem Strang. Nachhaltigkeit ist nicht Sache eines Ressorts, von Ehrenamtlichen oder CSR-Abteilungen. Nachhaltigkeit wird zum Querschnittsthema in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Nachhaltigkeit wird nicht mehr als Trend, auf den man jetzt aufspringen sollte, sondern als Grundbedingung für das (Über)Leben der Menschen begriffen.
Vielen Dank, Caro! Wir freuen uns auf die nächsten zwei jahre mit dir als Sprecherin!
Die Fragen und das Interview wurden vorbereitet von Elvira Hinz, wissenschaftliche Referentin des NFH.