17 Ziele im Fokus mit Mike Keller, Vertreter für die Markthalle Hamburg im NFH
Mike Keller ist studierter Diplom-Ingenieur für Medienbetriebstechnik und zertifizierter Nachhaltigkeitsmanager sowie Berater für Nachhaltiges Eventmanagement und seit über 20 Jahren in der Veranstaltungswirtschaft tätig. Die Welt der Konzertveranstaltungen hat er bei der Karsten Jahnke Konzertdirektion über fünf Jahre als Technischer Leiter kennengelernt, bevor er zu den Veranstaltungsorten wechselte. Mit der Eröffnung der Color Line Arena in Hamburg (heute: Barclays Arena) hat er 2002 als Veranstaltungsleiter den Veranstaltungsort erfolgreich mit in den Betrieb geführt. 2008 wechselte er von der Elbe an die Spree und eröffnete in Berlin für die amerikanische Anschutz Entertainment Group als General Manager die O2 World (heute: Mercedes-Benz Arena) und führte auch diese Arena vier Jahre erfolgreich mit in den Betrieb. Seit 2013 führt der zweifache Vater die Geschäfte der mittlerweile ÖKOPROFIT- und GWÖ-zertifizierten Hamburger Markthalle und unterrichtet seit fünf Jahren das Fach „Nachhaltiges Eventmanagement“ an der Fresenius Hochschule.
Mike, für welche SDGs setzt du dich mit deiner Organisation hautpsächlich ein und wie kannst du das in die Arbeit des NFH Einbringen?
Unsere Arbeit zielt grundsätzlich auf die Umsetzung aller SDGs ab. Hauptsächlich sind bei unserer Arbeit sicherlich die SDGs 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum), 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion), 13 (Klimaschutz) und 17 (Starke Partnerschaften) im Fokus. Darüber hinaus sorgen wir mit unseren Veranstaltungen für eine verbindliche kulturelle Belebung der Innenstadt (Ziel 11) und derzeit unterstützen wir durch unsere Tätigkeit als Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose das SDG 2 (Kein Hunger).
Wie bewertest du den Umsetzungsstand der sdgs in Hamburg?
Nach meiner Wahrnehmung wird in einigen Bereichen der Stadt mehr getan, als in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die SDGs sind leider noch immer nicht in der Mitte der Gesellschaft bekannt. In Hamburg vermisse ich insgesamt eine glaubhafte und verbindliche Haltung zur Nachhaltigkeit. Das zieht sich durch alle Bereiche – von der Politik über die Behörden bis hin zur Wirtschaft und Zivilgesellschaft – hier müssen wir alle ran. Das Thema ist so wichtig, dass es eines eigenen Senatorenpostens dafür bedarf. Es fehlt eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie mit einer klaren Umsetzungsrichtlinie.
Worin siehst du die größten Hebelpunkte Und Potentiale für nachhaltige Entwicklung in Hamburg?
In allen Bereichen der Stadt gibt es enormes Potential, das freigesetzt werden kann: Wirtschaft, Kultur, Forschung, Bildung, Medien sind wichtige Bereiche, in denen viele Handlungsfelder und Maßnahmen schlummern, die zu Katalysatoren der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit genutzt werden können. Die SDGs müssen viel mehr verstanden und kommuniziert werden. Wir haben seit 2015 das SDG Banner an unserer Markthalle deutlich sichtbar aufgehängt. Das sieht zwar schön aus, reicht aber natürlich nicht aus. Das Thema muss in die Köpfe aller Menschen in Hamburg, die Verantwortung haben, und verbindlich in die Umsetzung gebracht werden. Wir müssen aus unseren Komfortzonen raus.
Was sind aus deiner Sicht die notwendigen nächsten Schritte für die Umsetzung der SDGs in Hamburg?
Wir brauchen vom Hamburger Senat ein mutiges und legislaturübergreifendes Commitment, die Stadt Hamburg ernsthaft zu einer nachhaltigen Stadt zu entwickeln, in der auch noch die nächsten Generationen ein friedliches und gesundes Leben führen können. Dieses Commitment muss unabhängig von Parteien implementiert werden. Im Anschluss brauchen wir eine verbindliche Nachhaltigkeitsstrategie mit einem zusätzlichen Budget, damit diese Ziele erreicht werden können. Unternehmen und Menschen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, sollten belohnt, bzw. steuerlich erleichtert werden. Bisher werden die meisten Engagements nur als Kosten und zusätzliche zeitliche Belastungen verstanden. Das muss sich ändern!
Was ist deine persönliche Vision für Hamburg im Jahr 2030?
Dass die Markthalle ein wirklich nachhaltiger DGNB-zertifizierter Veranstaltungsort ist und als Blaupause für viele ältere Veranstaltungsorte in Deutschland gesehen wird, an dem man sich orientieren kann.
Und dass Nachhaltigkeit und die SDGs selbstverständlich geworden sind und nicht mehr erklärt werden müssen.
Du warst zwei Jahre (2020/21) als Sprecher für das Nachhaltigkeitsforum AKtiv. Wie schaust du rückblickend auf diese Zeit zurück? Welche großen Herausforderungen gab es und wie habt ihr sie überwunden?
Es war eine herausfordernde Zeit, in der es uns gemeinsam gelungen ist, das Nachhaltigkeitsforum in eine neue Trägerschaft zu führen und verbindliche und verlässliche Strukturen zu entwickeln. Ich bin dankbar, dass ich in dieser Zeit einen Beitrag dazu leisten durfte.
Vielen Dank, Mike! Wir freuen uns auf die Weitere gemeinsame Arbeit mit dir!Die Fragen und das Interview wurden vorbereitet von Elvira Hinz, wissenschaftliche Referentin des NFH.