Sieglinde Ritz

17 Ziele im Fokus – Sieglinde Ritz von der Lawaetz-Stiftung

17 Ziele im Fokus mit Sieglinde Ritz - Verteterin der Lawaetz-Stiftung im NFH

Die Lawaetz-Stiftung ermöglicht sozial und wirtschaftlich benachteiligten Personengruppen Zugänge zum Arbeits‑, Ausbildungs- und Wohnungsmarkt. Unter dem Leitsatz „Innovativ für das Gemeinwohl“ bringt die Lawaetz-Stiftung Akteur:innen zusammen und fungiert als Beraterin, um mit und unter den Beteiligten kreative Lösungen in herausfordernden sozialen Konstellationen zu finden und umzusetzen.

Sieglinde Ritz ist seit knapp 20 Jahren in der Lawaetz-Stiftung tätig, ursprünglich in der Beratung von Antragsteller:innen, die im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF) arbeitsmarktorientierte Projekte umsetzten. Ab 2008 war sie u.a. in der Umsetzung eines transnationalen Projektes zum Thema Demographie tätig. Seit 2011 in der Projektleitung eines großen Hamburger ESF-Projektes zur sozialen und beruflichen (Re-)Integration von jungen Erwachsenen in allen Hamburger Bezirken mit zehn Trägern der Jugendhilfe. Als Diplom-Geografin beschäftigte sie sich bereits in den 1980er Jahren mit der Verknüpfung von ökologischen und ökonomischen Themen, wie z.B. des ökologischen Wirtschaftens, aber auch sozialen Themen.

Die Lawaetz-Stiftung ist in mehreren Arbeitsfeldern tätig. Wir betreuen z.B. Baugemeinschaften und wir unterstützen in den sogenannten RISE-Gebieten (Gebiete des Rahmenprogramms integrierte Stadtteilentwicklung) die Quartiersentwicklung. In diesen Gebieten fördern wir z.B. im Rahmen eines neuen EU-Projektes den breiten Einsatz von Photovoltaikanlagen. In beiden Tätigkeitsfeldern setzen wir uns  für das SDG 11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden ein. Des Weiteren führen wir in Kooperation mit Partner:innen nationale und transnationale Projekte im Bereich Soziales / Jugendhilfe/ Arbeitsmarkt durch bzw. sind in der Evaluation von Projekten und Programmen tätig. Insofern ein Beitrag zum SDG 10 – weniger Ungleichheiten.

In meinem gegenwärtigen Projektalltag geht es insbesondere um die soziale und berufliche (Re)Integration von jungen Menschen in schwierigen Lebenslagen. Die Annäherung an diese jungen Menschen erfolgen aus dem Kontext der Jugendhilfe mit dem Ziel diesen jungen Menschen eine zukunftsgerechte Teilhabe zu ermöglichen.

In der AG Soziales des NFH beschäftigen wir uns u.a. mit den Themen „Gute Arbeit“, Teilhabe und dem sozialen Zusammenhalt; alles Themen, die auch in meinem Projektalltag eine Rolle spielen.

Seit kurzem nehme ich auch an der AG Suffizienz teil. Diese thematisiert die Frage „Was ist genug?“ auf individueller, staatlicher und globaler Ebene. Interessant finde ich dabei u.a. den Aspekt, dass zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele „Verzicht“ unabdingbar ist, dass aber dieser „Verzicht“ ein Mehr an Lebensqualität bedeuten kann. Zudem spielen soziale Fragen – nicht jede:r kann mangels Ressourcen verzichten - und Fragen der Verteilungsgerechtigkeit eine Rolle.

Wie bewertest du den Umsetzungsstand der SDGs in Hamburg?

Eigentlich steht das Überleben der Menschheit auf dem Spiel, aber wie auch die COP 27 in ihren Ergebnissen zeigt, kommt dies in unseren Köpfen nicht wirklich an. Die Tatsache, dass die planetaren Grenzen deutlich überschritten sind, verdrängen wir kollektiv immer noch zu gut.

Insgesamt gibt es in Hamburg diverse Anstrengungen im Hinblick auf die Förderung der Nachhaltigkeitsziele, aber es geht immer noch zu langsam voran – nicht nur in Hamburg. Wir müssen noch weitergehende Umsteuerungen zum Schutz der Umwelt und damit der Menschheit wagen.

Sieglinde-Ritz

Worin siehst du die größten Hebelpunkte und Potentiale für nachhaltige Entwicklung in Hamburg?

Bewusstseinsbildung ist vermutlich ein zentraler Hebelpunkt - nicht nur in Hamburg -, um eine wirklich nachhaltige Entwicklung voranzubringen. Mit Blick auf die sich dramatisch verschlechternde Umweltsituation in vielen Bereichen fällt es manchmal schwer, nicht in Fatalismus zu verfallen. Optimismus, visionäre Kraft und ein wesentlich breiterer Umsetzungswille wären erforderlich, um die SDGs zu erreichen. Gleichwohl gibt es viele mutmachende Initiativen, Projekte und Ansätze eine nachhaltige Entwicklung voran zu bringen.

Was sind aus deiner Sicht die notwendigen nächsten Schritte für die Umsetzung der SDGs in Hamburg?

Die SDGs und die hierfür erarbeiteten Indikatoren wären in allen Politikfeldern mindestens als Leitlinie zu betrachten. Nachhaltigkeit muss als Querschnittsziel eine deutlich höhere Priorität erhalten. Aber auch die Erfordernisse zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze müssen zentrale Leitlinien in den verschiedenen Politikfeldern bilden.

Mehr Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit, Werbekampagnen über nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweisen in vielen Lebensbereichen müssten meiner Einschätzung nach oberste Priorität haben.

Was ist deine persönliche Vision für Hamburg im Jahr 2030?

Die Nachhaltigkeitsziele und SDGs sind selbstverständlicher Bestandteil des politischen Handelns in allen Politikfeldern. Die Anforderungen zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze sind umgesetzt. Eine geglückte Verkehrswende, Klimaneutralität in vielen Sektoren der Stadt sowie „Weniger ist Mehr“ ist in den Köpfen angekommen.

Vielen Dank für das Interview, Sieglinde. Wir freuen uns auf die weitere gemeinsame Arbeit mit dir!

Die Fragen und das Interview wurden vorbereitet von Daniel Eckert, wissenschaftlicher Referent des NFH.

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