Hamburger Suffizienz Gespraech Referentinnen © Krafft Angerer x

Nachdokumentation Hamburger Suffizienz-Gespräch „Wie viel Energie ist genug? – 27.06.2023

Wie viel Energie ist genug?

Hamburger Suffizienz-Gespräch des NFH


27. Juni 2023, 17:00 – 20:00 Uhr im Haus der Patriotischen Gesellschaft

Das Nachhaltigkeitsforum Hamburg hat am 27.06.2023 das Hamburger Suffizienz-Gespräch "Wie viel Energie ist genug?" veranstaltet.

Die Stadt Hamburg will bis 2045 klimaneutral sein. Der Kohlenstoffdioxidausstoß soll bis 2030 bereits um 70 Prozent gegenüber 1990 sinken. Hierfür ist die Senkung des Endenergieverbrauchs in Hamburg eine wichtige Maßnahme, die politisch bisher kaum forciert wurde (vgl. Klimamonitor Hamburg 2023, Seite 7). Sie stellt jedoch einen zentralen Baustein für die Erreichung der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen in Hamburg dar.

Das Nachhaltigkeitsforum Hamburg hat daher am 27.6. zu einer Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „Wie viel Energie ist genug? Hamburger Suffizienz-Gespräch“ in das Haus der Patriotischen Gesellschaft geladen. Unter dem Ansatz der Suffizienz werden Maßnahmen verstanden, die den Energie- und Ressourcenverbrauch senken, um das planetare und gesellschaftliche Wohlergehen zu erhöhen.

Bei der Diskussionsveranstaltung kamen führende Suffizienz-Forscher*innen aus Deutschland mit Vertreter*innen des Nachhaltigkeitsforum Hamburg sowie Herrn Staatsrat Michael Pollmann (BUKEA) zusammen, um Herausforderungen und Chancen bezüglich der Umsetzung von Energiesuffizienz in Hamburg zu diskutieren. Alle Beteiligten waren sich einig, dass der Energieverbrauch in Hamburg zeitnah und erheblich sinken muss, damit Hamburg nicht weiter zur Überschreitung planetarer Belastungsgrenzen beiträgt. Gleichzeitig wurde von allen Seiten die Relevanz von Verteilungsgerechtigkeit betont. Es sei fundamental, dass genug Energie und Ressourcen für die Sicherung von Grundbedürfnissen, insbesondere für sozio-ökonomisch vulnerable Gruppen, zur Verfügung stehen. Dabei wurde eine "Transformation by design, not by disaster" gefordert.

Michael Pollmann, Staatsrat der BUKEA für den Bereich Umwelt und Energie, äußert sich zur Veranstaltung:

„Suffizienz bedeutet nicht unbedingt Verzicht, wohl aber die Bereitschaft zur Berücksichtigung von Grenzen und die Anerkennung der Notwendigkeit von Einschränkungen. Eine Effizienzrevolution allein wird die Nachhaltigkeit unserer Wirtschaftsweise nicht sicherstellen können – Effizienz ist dringend mit Suffizienz zusammenzudenken.“

 

Dr. Frauke Wiese, Leiterin der Nachwuchs-Forschungsgruppe „Energie-Suffizienz“ an der Europa-Universität Flensburg, fordert diesbezüglich:

Hamburg braucht eine Suffizienzstrategie, um sozial gerecht klimaneutral werden zu können. Mit konsequenter Suffizienzpolitik kann Hamburg auf öffentlichen Wohlstand statt auf privaten Überfluss setzen und somit energie- und ressourcensparendes Verhalten zur attraktiveren Option für alle machen. Konkret braucht es dafür unter anderem ambitionierte Energiesparziele für jeden Sektor, die Umsetzung einer Flächenkreislaufwirtschaft (Netto-Null-Neuversiegelung), die effiziente Nutzung von Gebäuden statt Neubau sowie die massive Reduktion von Autos in der Stadt zugunsten einer guten Mobilität und öffentlichen Grünflächen – dies steigert Lebensqualität und Nachhaltigkeit gleichermaßen.“

Weiterhin äußern sich Dr. Josephine Tröger (Fraunhofer ISI) und Dr. Lars-Arvid Brischke (Themenleiter Energie am ifeu Berlin) folgendermaßen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Nachbereitung der Veranstaltung finden Sie hier:

 

Die Pressemitteilung zur Veranstaltung finden Sie hier.

Weiterführende Informationen:

  • Falls Sie in einer Gruppe weiter am Thema arbeiten möchten: Seit acht Jahren besteht der Arbeitskreis Suffizienz beim BUND Hamburg, der sich vorwiegend mit gesellschaftlicher Suffizienz beschäftigt, d.h. mit der Frage, wie Politik ein Leben mit weniger Ressourcenverbrauch attraktiv machen kann. Bei Interesse melden Sie sich gerne unter suffizienz@bund-hamburg.de
  • Das FULFILL-Projekt forscht zum Potenzial von suffizienten Lebensstilen für die Dekarbonisierung
  • Eine aktuelle Studie von Rehm et al. (2023) gibt spannende Impulse zur Frage der Verteilungsgerechtigkeit in der sozial-ökologischen Transformation

 

 

 

Diskussions-Thesen zu Energiesuffizienz in Hamburg

olgende 9 (vorläufigen) Thesen wurden in den drei Diskussionsrunden der Veranstaltung erarbeitet und kontrovers diskutiert:

#1: Eine Suffizienzstrategie für Hamburg ist ein Must-Have. Technische Maßnahmen alleine reichen nicht aus.

#2: Eine Suffizienzstrategie eröffnet Chancen für mehr soziale und ökologische Gerechtigkeit (Öffentlicher Wohlstand statt privater Luxus).

#3: Suffizienz muss kommunikativ neu, positiv, weitreichend „geframt“ werden und als gleichberechtigter Entscheidungsparameter v.a. in Politik & Wirtschaft eingeführt werden.

#4: Ohne Verteilungsgerechtigkeit keine Suffizienz. Menschen brauchen klare Perspektiven in ökologischer & sozialer Hinsicht.

#5: Suffizienzmaßnahmen müssen sozio-ökonomisch Schwächere priorisieren, bürokratiearm und kollektiv gestaltet sein.

#6: Alle Akteure müssen kommunikativ mit offenen Karten spielen & eine Fehlerkultur/Flexibilität an den Tag legen.

#7: Suffizienz lässt sich nur diskutieren, wenn der Glaube an Wirtschaftswachstum in Frage gestellt wird.

#8: Wer Wachstum kritisiert, wird nicht ernst genommen. Deshalb traut sich niemand.

#9: Das BIP ist kein Indikator für Wohlstand. Wir brauchen Wachstumsunabhängigkeit.

Ausblick

Das Nachhaltigkeitsforum Hamburg wird sich nun dafür stark machen, dass Hamburg weiter ambitionierte Schritte in Richtung Nachhaltigkeit und Suffizienz unternimmt. Dies ist essentiell, um die Stadt Hamburg und die Hamburger Wirtschaft zukunftsfähig und krisenfest aufzustellen und gleichzeitig die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) bis 2030 erreichen zu können.

Wir danken allen Referent*innen, dem sehr engagierten Publikum sowie der fantastischen Moderation Kristina Kara & Dr. Marina Beermann für die gelungene und anregende Veranstaltung.

Ebenso bedanken wir uns bei allen Aktiven der AG Suffizienz des NFH für die Mitorganisation des Hamburger Suffizienz-Gesprächs: SoVD Hamburg, BUND Hamburg, NABU Hamburg, Markthalle Hamburg, Zukunftsrat Hamburg & Johann Daniel Lawaetz-Stiftung.

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