17 Ziele im Fokus mit Jurand Daszkowski -
Vertreter der Hamburger LAG für behinderte Menschen im NFH
Mein Name ist Jurand Daszkowski. Ich stamme ursprünglich aus Polen und bin 66 Jahre alt. In Polen habe ich Medizin studiert und als Arzt 1982 abgeschlossen. Seit 1984 lebe ich in Deutschland und seit 1994 in Hamburg. In Deutschland habe ich wegen der aus ausländerrechtlichen Gründen nicht vorhandenen Berufserlaubnis als Arzt, als Pfleger überwiegend im Altenhilfebereich gearbeitet und berufsbegleitend die Zusatzausbildung: Leitung von Versorgungseinrichtungen in der Altenhilfe absolviert.
Seit 1996 bin ich krankheitsbedingt Rentner wegen voller Erwerbsminderung. Ich engagiere mich aus eigener Betroffenheit im Bereich der Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener und in der Hamburger LAG für behinderte Menschen. Ich bin langjähriges Vorstandsmitglied im Bundesverband-Psychiatrie-Erfahrener, Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Hamburg und auch in der Hamburger LAG für behinderte Menschen. Außerdem bin ich Patientenvertreter auf Landes- und Bundesebene, Mitglied in einigen Beiräten und Referent insbesondere zu psychiatriepolitischen Themen.
Als LAG-Vertreter engagiere ich mich auch im Nachhaltigkeitsforum bei der AG Soziale Nachhaltigkeit.
Die Hamburger LAG für behinderte Menschen ist ein Zusammenschluss von fast 70 Organisationen kranker und behinderter Menschen, ihrer Freunde und Angehörigen, die im Sinne der Selbsthilfe die Interessen der Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen koordinieren.
Ich engagiere mich als LAG-Vorstandsmitglied hauptsächlich im Bereich der psychiatrischen, psychosozialen und sonstigen gesundheitlichen Versorgung und setze mich insgesamt für mehr Inklusion, Teilhabe, Selbstbestimmung und Abbau der sichtbaren und unsichtbaren Barrieren bei Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen.
Zusammen mit meinen LAG-Vorstandskolleginnen und -kollegen bin ich auch Mitglied im Landesteilhabebeirat bei der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung der Menschen mit Behinderungen bei der FHH.
Jurand, du setzt dich hauptsächlich für die SDGs Nr. 3, 8 und 10 ein, wie kannst du diese Arbeit ins NFH einbringen?
Unsere Schwerpunkte liegen bei den SDG 3-Gesundheit und Wohlergehen, SDG 8-Menschenwürdige Arbeit und SDG 10- Weniger Ungleichheiten.
Es geht uns in der LAG um Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen mit dem Schwerpunkt besonders vulnerabler Gruppen, die einen erschwerten Zugang zu gesundheitlichen und sozialen Hilfen und Versorgung, oft keine oder nur eingeschränkte Arbeitsmöglichkeiten, und durchschnittlich ein wesentlich niedrigeres Einkommen und ungünstigere Lebensbedingungen als Menschen ohne Behinderungen haben.
Diese Themen vertrete ich auch in der AG Soziale Nachhaltigkeit des NFH.
Worin siehst du die größten Hebelpunkte und Potenziale für nachhaltige Entwicklung in Hamburg?
Die größten Hebelpunkte und Potenziale sehe ich sowohl bei den Behörden und bei der Politik, aber auch im Bereich der Selbstverwaltung, wie beispielsweise bei den Krankenkassen und der kassenärztlichen Vereinigung. Dafür müssen durch bessere Kooperation und Koordination die Kräfte und Ressourcen gebündelt werden, um mehr Verbindlichkeit bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele zu schaffen.
Was sind aus deiner Sicht die notwendigen nächsten Schritte für die Umsetzung der SDGs in Hamburg?
Meiner Meinung nach müsste analog zum Landesaktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ein Landesaktionsplan zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele zusammen mit der Zivilgesellschaft entwickelt und umgesetzt werden. Es müssen dabei alle relevanten Behörden und andere Institutionen mitwirken. Die Schnittstellen zu anderen Aktionsplänen sollen beachtet werden, auch um Doppelstrukturen zu vermeiden.
Was ist deine persönliche Vision für Hamburg im Jahr 2030?
Schon Helmut Schmidt hat sich kritisch über Visionen geäußert.
Ich habe auch keine Vision, aber doch eine realistische Vorstellung, dass wir bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele wesentlich weiter sind als aktuell, beispielsweise, dass es weniger Armut und soziale Ungleichheit gibt und auch der Zugang zur gesundheitlichen Versorgung, insbesondere für benachteiligte und vulnerable Personengruppen niedrigschwelliger und barrierearmer wird.
Wir werden da zwar noch längst nicht am Ziel sein, aber hoffentlich werden wir wirksamere Mechanismen als jetzt haben, um die Prozesse in die richtige Richtung zu steuern.
Vielen Dank für das Interview, Jurand. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit dir!
Die Fragen und das Interview wurden vorbereitet von Daniel Eckert, wissenschaftlicher Referent des NFH.